Johanna Peltner-Rambeck

Lyrik

Schreibe ich

 

Schreibe ich, bin ich Bauch und Tür, gebäre

schwebende Welten und Felsenfestes, auch

Kinder mit neuen Namen. Ich reite beim

Wetterleuchten, den Donner im Rücken,

von hier bis ans Meer und tauche hinein,

in den Ohren klopft es und rauscht es.

Kehr’ ich zurück, sind Kalmare bei mir,

pulsend im Rückstoß schreib ich mich vorwärts,

immer nach Haus. Alles was lebt, darf ich werden,

auch Ton nur oder Fragment, leicht fügt sich

zusammen, was so sich nicht kennt.

Doch gehe ich weiter in die innere Röte, bin ich

dunkles Organ, erfahrenes Blut. Hermetisch

verschlossen Augen und Zunge, dann fällt mir

das Kinn tief hinein in die Brust. Kein Raum mehr

zum Träumen, wortlose Nacht. Ein Stoß staucht

den Kopf beim Erwachen, blitzhell vor mir Stift

und Papier. Wenn da gleich kein Wort ist, muss ich

nicht suchen, Worte sind Wesen, zwing ich sie nieder

unter die Lampe, flattern sie aufwärts, wieder und

wieder, fallen erschöpft aufs Papier und sind tot.